Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit herausfordernden Lebensumständen gestalten ihr Leben trotz und wegen ihren belasteten Biografien. Sie entwickeln kreative Verhaltensweisen und individuelle Überlebensstrategien im Umgang mit erlebten Traumata.
Der chTP setzt sich für eine bessere Anerkennung dieser Lebensleistung und einer auf den besonderen Bedarf dieser Menschen ausgerichtete Pädagogik ein.
Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, traumapädagogisch interessierte Fachleute zu vernetzen, deren Austausch zu unterstützen und die Verbreitung und Weiterentwicklung der Traumapädagogik in der Schweiz zu fördern.
Anlässe/ Termine
Aktuelle Texte
Bitte beachten Sie die
Texte und Gedanken, Angebote und Hinweise zum Thema
Traumapädagogik in oder trotz Zeiten von Corona
weiter unten auf dieser Seite.
Wir danken allen Autorinnen und Autoren, dass sie ihre Gedanken und ihr Wissen mit uns teilen.
Brückenbauer*innen und Trauma
Interdisziplinäre Weiterbildung:
Kooperation zwischen Psychiatrie und Sozialwesen
in der Begleitung von belastenten Geflüchteten.
Ort: online
Zeit: 17.00-19.00 Uhr
MedienAktuell mit Fachinput
Mit Resilienz durch die Krise – Jugendliche in schwierigen Zeiten begleiten
Für Lehrpersonen der Sekundarstufe I und II sowie Schulsozialarbeitende
- Was Jugendliche in der Krise stärkt, Referat inkl. Fragen
- Präsentation aktueller Medien
Ort: Zoom
Zeit: 14-16 Uhr
«Hilf mir, aber lass mich in Ruhe!»
Traumapädagogische Konzepte in niederschwelligen stationären Angeboten
Ein Projektbericht
Ort: Paulusakademie Zürich
Zeit: 09.00- 17.00 Uhr
Wegen grosser Nachfrage findet der Anlass an zwei aufeiander folgenden Tagen statt.
Anmeldung über Link auf dem Flyer
Fachtag vom Fachverband Traumapädagogik Netzwerk für psychosoziale Fachkräfte e. V.
„Wege zu einer traumapädagogischen Haltung in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“
Ort: Präsenz-Event VERSCHOBEN auf 2022
Online-Fachtagung in Planung!!
chTP 5. Fachnachmittag und MV
SAVE THE DATE
Fachnachmittag zum Thema
"Spass und Freude"
als Grundhaltung der Traumapädagogik
Ort: Alterszentrum Hottingen,
Freiestrasse 71, 8032 Zürich
25. Zürcher Psychotraumatologie-Tagung
Trauma und Beziehungen
Ort: Universität Zürich
Raum KOH-B-10
Zeit: 8.00 - 17.00 Uhr
Aktuelle Texte und Hinweise
Texte und Gedanken, Angebote und Hinweise zum Thema Traumapädagogik in oder trotz Zeiten von Corona.
Weitere Texte und Hinweise können laufend eingereicht werden: info@chtp.ch
Vielen Dank für die Beiträge.
Traumapädagogische Perspektivenauf Gewalt und Gewaltschutz
von Wilma Weiß, Eva-Maria Hoffart,Jacob Bausum, Gerald Möhrlein & Heiner van Mil
ein Positionspapier des Fachverband Traumapädagogik e. V.
Gewalt in ihren unterschiedlichen Facetten ist ein zwischenmenschliches Phänomen, das seit jeher die Entwicklung unserer Gesellschaft prägt. Und auch in der heutigen Zeit spielt das Erleben, vor allem aber das Definieren und Interpretieren von Gewalt eine entscheidende Rolle bei der Frage, in welche Richtung sich unser gesellschaftliches und soziales Miteinander entwickelt.
Engagierte (Jugend-)Bewegungen, wie beispielsweise „Fridays for Future“, Umweltaktivist*innen, die sich etwa für den Schutz des Hambacher Forstes einsetzen, sowie zahlreiche Organisationen zur Rettung und Unterstützung von Menschen auf der Flucht, ob im Mittelmeer oder in Auffanglagern an der Europäischen Grenze, stehen einer wiedererstarkenden rechtskonservativen bis rechtsextremen Politik gegenüber, die in Teilen unverhohlen faschistisches Gedankengut propagiert, gesellschaftsfähig macht und so den Boden für rechtsradikale Anschläge wie in Hanau oder Halle bereitet.
Stationäre und tagesklinische Angebote der psychiatrischen Gesundheitsversorgung an der Schnittstelle des Jugend- und Erwachsenenalters in der Schweiz
von Agnes von Wyl, Erica Chew Howard, Laura Wade-Bohleber, Silvia Passalacqua, Larissa Schneebeli, Patrick Haemmerle, Andreas Andreae
Eine Bestandesaufnahme bestehender Angebote im Auftrag des BAG
"Die psychiatrische Versorgung in der Schweiz ist gut und qualitativ hochstehend, wie der Schweizer Bundesrat 2016 im Bericht in Beantwortung des Postulats Stähelin zur «Zukunft der Psychiatrie in der Schweiz» festhielt. Sie ermöglicht für viele psychisch kranke Patientin-nen und Patienten eine bedarfsgerechte Behandlung. "
"Es gibt aber auch einige Bereiche, die ungenügend abgedeckt sind. Die Studie «Versorgungssituation psychisch erkrankter Perso-nen in der Schweiz» im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat gezeigt, dass u.a. die Versorgung von Kindern und Jugendlichen unzureichend ist (Stocker et al., 2016). Zudem deuten Einschätzungen aus der klinischen Praxis darauf hin, dass Handlungsbedarf besteht an der Schnittstelle zwischen dem Jugend- und Erwachsenenalter. Für psychisch kranke Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (d.h. bis zum Alter von 17.99 Jahren) ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) zuständig, ab dem 18. Geburtstag die Erwachsenenpsychiatrie (EP). Dies widerspiegelt sich z.B. im stationären Bereich in den kan-tonalen Spitalplanungen (vgl. bspw. für den Kanton Zürich: Kanton Zürich Regierungsrat, 2019), indem die Zuständigkeitsbereiche der KJP und der EP gänzlich separat geplant, be-willigt und finanziert werden, ohne Blick auf die verbreiteten typischen Störungs- und Versor-gungsverläufe in den adoleszenten Entwicklungs- und Transitionsjahren der Jugend- und Jungerwachsenenzeit. Gerade in der stationären Versorgung zeigt sich dieser altersbedingte Wechsel des Versorgungssystems auf markante Weise. Er bedeutet für Patientinnen und Patienten eine Veränderung im Behandlungsangebot und oftmals einen Unter- oder Abbruch der Behandlung. Die Gestaltung der Behandlung wird durch unterschiedliche Tarife für stati-onäre Leistungen in der EP und KJP beeinflusst. Zudem verfügen EP und KJP je über spe-zifische Fachkompetenzen. Während die EP tendenziell über ein breiteres Wissen zu be-stimmten Störungsbildern, die sich hauptsächlich im Erwachsenenalter vollumfänglich mani-festieren und festigen (z.B. Abhängigkeits- und schizophrene Erkrankungen, Persönlichkeits-störungen) sowie zur Chronifizierung von psychischen Störungen und störungsspezifischen Behandlungsansätzen verfügt, berücksichtigt die KJP in besonderem Masse auch Wissen und Konzepte mit entwicklungspsychologischen und systemtherapeutischen Aspekten sowie die Identitäts- und Bildungsherausforderungen junger Menschen in der Behandlung. In vielen Fällen werden in der psychiatrischen Behandlung von Jugendlichen und jungen Erwachse-nen während der oft langgezogenen Phase der Adoleszenz jedoch Kompetenzen aus beiden Fachbereichen benötigt. Wahrscheinlich werden die spezifischen Herausforderungen der psychiatrischen Behandlung dieser Altersgruppe in der Schweiz bisher zu wenig berücksich-tigt. Ausgehend von dieser Situation formulierte das BAG für das vorliegende Projekt den Auftrag, eine Übersicht über die stationären Angebote an der Schnittstelle zwischen der KJP und der EP in der Schweiz zu erstellen und das vorhandene Angebot gesundheitspolitisch einzu-schätzen."
Corona-Report: Die Pandemie trifft Kinder und Jugendliche hart
von pro Juventute
Was macht die Covid-Pandemie mit den Kindern und Jugendlichen in der Schweiz? Wie geht es ihnen? Wie verändern die Massnahmen ihr Leben? Auf diese Fragen versucht Pro Juventute mit dem Corona-Report Antworten zu geben.
Wie der Pro Juventute Corona-Report zeigt, wirken sich die Covid-19-Pandemie und ihre Begleitumstände weitreichend auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Entwicklung junger Menschen in der Schweiz aus. Die mittel- und langfristigen Folgen der Coronakrise lassen sich zwar noch nicht genau einschätzen, doch ist jetzt schon klar ersichtlich, dass die Kinder und Jugendlichen auch in der Schweiz stark belastet sind und vorbestehende Probleme und Ungleichheiten akzentuiert werden.
Studie über Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichem Erziehungsverhalten
von Vera Clemens, Cedric Sachser, Mitja Weilemann & Jörg M. Fegert
20 Jahre gewaltfreie Erziehung im BGB
„Aktuelle Einstellungen zu Körperstrafen und elterliches Erziehungsverhalten in Deutschland“
Ein Blick auf Veränderungen seit der parlamentarischen Entscheidung von 2000
Vorwort UNICEF
Alle Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt, ganz gleich in welcher Form oder durch wen sie ausgeübt wird – so ist es in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben. Doch noch immer gehört Gewalt in allen Ländern der Erde und in allen gesellschaftlichen Gruppen für viele Kinder zu ihrem Alltag – auch in Deutschland.
Die Folgen können für die Kinder und ihre Zukunft verheerend sein. Auch wenn die Gewalt keine äußerlich sichtbaren Verletzungen hinterlässt, bleiben oft tiefe seelische Narben.
UNICEF schätzt, dass weltweit drei von vier Kindern zwischen zwei und vier Jahren körperliche oder psychische Gewalt durch ihre Eltern und Erziehenden erfahren. ....
Update: Umfrage für die Studie "Soziale Arbeit in der Covid-19-Pandemie"
von Prof. Dr. Peter Sommerfeld und Sarah Bühler
Die Studie ist bereits abgeschlossen. Wir belassen den Text noch bei und über den Link am Ende des Textes, kann der Verlauf der Studie verfolgt werden.
Die Studie «Soziale Arbeit in der Covid-19-Pandemie» wird als eine Kooperation zwischen dem Institut für Soziale Arbeit und Gesundheit der Hochschule für Soziale Arbeit an der FHNW und AvenirSocial, Berufsverband Soziale Arbeit Schweiz, durchgeführt. Parallel laufen Studien in Deutschland und den Niederlanden, mit denen ein internationaler Vergleich geplant ist.
Das Forschungsprojekt richtet sich an alle Personen, die derzeit in der Sozialen Arbeit in der Schweiz tätig sind. Die weitreichenden kantonalen und bundesweiten Massnahmen, die zur Verminderung der Ausbreitung von Covid-19 ergriffen wurden und natürlich die Pandemie selbst, führen mit grosser Wahrscheinlichkeit zu erheblichen Veränderungen sowohl bei den Sozialarbeitenden, als auch bei den Adressat*innen. Was dies aber genau heisst, welche Belastungen daraus für die Fachpersonen der Sozialen Arbeit resultieren, darüber wissen wir sehr wenig. Diese Befragung dient deshalb dazu, ein aussagekräftiges Bild der aktuellen Situation zu erstellen. Diese Grundlagen sind sowohl für die Berufspolitik (Stichwort Gestaltung der personenbezogenen Dienstleistung, Systemrelevanz), als auch für die Professionsforschung der Sozialen Arbeit von grosser Bedeutung.
Wir sind auf Ihre Mitwirkung angewiesen. Sie benötigen ca. 15 Minuten zum Ausfüllen. Die Aussagekraft der Ergebnisse hängt von der Beteiligung der Sozialarbeitenden, also von Ihnen, ab. Es versteht sich, dass die Daten anonym erhoben werden und von uns nach den Regeln des Datenschutzes behandelt werden.
Mehr Informationen zur Studie und zum Datenschutz können Sie auf der Website der Studie einsehen, auf der wir auch die Ergebnisse der Studie öffentlich zugänglich machen werden.
Seelische Massnahmen
von Dr. phil. Maria Teresa Diez Grieser
Pandemien sind «häufig von Unsicherheit, Verwirrung und einem Gefühl von Dringlichkeit gekennzeichnet» (WHO, 2005, S. 1). Sie gehen immer auch mit komplexen sozialen, kulturellen und psychologischen Prozessen einher.
Die COVID 19-Pandemie ist eine Quelle für individuelle und kollektive Ängste. Sie führt zu Unsicherheit und macht uns immer wieder hilflos. Damit kommen wir als Gesellschaft in Zustände, die einen potentiell traumatischen Wert haben. Trotzdem können wir daraus nicht einfach folgern, dass die Pandemie ein «soziales» oder ein «kollektives Trauma» darstellt, da aufgrund der jeweiligen individuellen psychosozialen Ressourcen die COVID-19- Pandemie beim Einzelnen sehr unterschiedliche Belastungsmomente aufweist.
Die Erfahrungen in verschiedenen psychosozialen Angeboten und erste Studienergebnisse aus der Schweiz (z.B. Swiss Stress Studie, Universität Basel) zeigen, dass insbesondere vulnerable Menschen durch die Pandemie und deren Folgen massiv belastet werden und dass bestehende psychische Störungen und Traumatisierungen dadurch wieder ausgelöst oder verstärkt werden können. Kinder und Jugendliche, die traumatisiert sind, gehören zu einer besonders verletzlichen Gruppe, ihre Bedürfnisse müssen deshalb in einer solchen Situation besonders beachtet werden.
Unsere Vorstellungen von sozialer Nähe und Distanz formen und regulieren unsere Beziehungen. So wissen wir beispielsweise, dass in einer verstehens- und beziehungsorientierten (Trauma-)Pädagogik die Qualität der Beziehung und die pädagogische Wirksamkeit abhängig ist von der Nähe-Distanz-Regulation zwischen KlientInnen und PädagogInnen und dass die zentrale Qualität wirkkräftiger Pädagogik gelingende heilsame Beziehungserfahrungen darstellen. Die Corona-Krise hat unsere gewohnte Nähe-Distanz-Regulation nun jedoch in einer an George Orwell gemahnenden Verdrehung auf den Kopf gestellt: Distanz ist jetzt Ausdruck für Schutz und Fürsorge, während Nähe als bedrohlich erlebt wird. Da jedoch mangelnde Nähe – körperlich und mental – zu einem Gefühl von Abgetrenntsein und Unverbundenheit führen kann, ist es besonders wichtig «berührende» Worte und passende Beziehungsangebote zu finden.
Wir wissen aus der Katastrophenforschung, dass das Fehlen oder Nicht-Funktionieren von Systemen, die die seelische Gesundheit unterstützen bzw. Belastungen abpuffern, sich immer – und in einer Krise wie der Corona-Krise ganz besonders – negativ auf die psychische Gesundheit und das soziale Wohlergehen auswirken. Gut ausgebildete Fachkräfte, die proaktiv belastete Kinder und Jugendliche ansprechen und mit ihnen in einen respektvollen, wertschätzenden und mentalisierenden Dialog treten, können Schutzprozesse bei den Betroffenen ermöglichen.
Dafür braucht es in den Institutionen und Organisationen eine Kultur, die den Fachpersonen Rückhalt und sichere Orte zur Verfügung stellt und Spielräume schafft, in denen sie mit ihren KlientInnen individuelle Formen im Umgang mit der Corona-Krise und deren Folgen entwickeln können. Eine zu positivierende, zu auschliesslich lösungsorientierte Haltung und Vorgehensweise ist in einer Pandemie, wie Stressforschungsstudien zeigen, nicht förderlich, weil die Realität eines katastrophischen Geschehens und der damit verbundenen Gefühle zu wenig berücksichtigt wird. Die Pandemie stellt uns Fachkräfte vor die Herausforderung, mit dem Nicht-Wissen und dem Unberechenbaren kreativ umzugehen und so unseren KlientInnen einen anderen Umgang mit Vulnerabilität zu vermitteln.
Quelle: Originalquelle unklar, vermutlich Kirchgemeinde Frieden, Bern. https://lscom.ch/so-schuetzen-wir-uns-seelisch/
Gedanken zur aussergewöhnlichen Zeit
von Dominique Speck
Verzicht und Besinnung
Persönlich erlebte ich die ausserordentliche Zeit des gesellschaftlichen Lock-Downs als eine
bereichernde Zeit, welche ich viel mit der Familie verbringen durfte. Der erzwungene Verzicht auf einen
grossen Teil der Konsum- und Unterhaltungsangebote ermöglichte eine Fokussierung auf wichtige
Lebensbereiche – ganz nach dem Motto: "If you can't go outside, go inside".
Begegnung statt Zerstreuung
In der kantonalen Unterkunft für unbegleitete Minderjährige, das von der Zürcher Fachorganisation AOZ
geführt wird, war eine besondere Dichte zu spüren. Während der zehntägigen Quarantäne aufgrund
einer Ansteckung war die sonst eher spärliche Freizeitpräsenz plötzlich neu belebt. Die sonst sehr
mobilen Jugendlichen waren ans Zentrum gebunden, der Fokus plötzlich mehr nach innen gerichtet.
Ich war beeindruckt, wie positiv die Jugendlichen und auch wir Mitarbeitende mit dieser neuen Situation
umgehen konnten. Binnen kürzester Zeit wurde ein Zusatzteam für die Tagestruktur („Homeschooling“)
eingearbeitet. Es wurden Einkaufsmöglichkeiten organisiert, ein Kiosk aus dem Boden gestampft. Es
herrschte eine Atmosphäre der gegenseitigen Begegnung und Unterstützung.
Lockerung und Ramadan
Am 11. Mai begann die Zeit der Lockerungen und Wiedereröffnungen. Mitten im Fastenmonat Ramadan.
Für die meisten muslimischen Jugendlichen weitere zwei Wochen Verzicht und Besinnung, Gebet, Ruhe
und Einkehr. Tagsüber Schule und Schlaf, nachts dafür umso lauter und lebendiger. Für den Nachdienst
eine besonders herausfordernde Situation – wären sie doch für die Nachtruhe zuständig. Aber was ist,
wenn die Nacht zum Tag wird? Ein Albtraum? Nein, für viele der schlafvermeidenden Jugendlichen ist
die Umkehrung Alltag, Ramadan hin oder her.
Vor diesem Hintergrund stellen wir uns immer mal wieder die Frage: (Wie) lässt sich in diesem
Berufskontext im Sinne der Individual- und Traumapädagogik genügend Beziehung mit den
Jugendlichen etablieren?
Dominique Speck, AOZ Psychologischer Fachmitarbeiter PSD
Gedanken über die Dankbarkeit und Wertschätzung
von Marc Schmid
«Nicht die Glücklichen sind dankbar, es sind die Dankbaren, die glücklich sind.»
Sir Francis Bacon
Ich persönlich bin schwer beeindruckt, wie gut die mit uns kooperierenden Jugendhilfeinstitutionen diese Krise meistern und wie gut es gelungen ist, sehr herausfordernde Jugendliche zu informieren, und es zu schaffen, dass sich diese an die Corona-Regeln halten. Zentral war aber wohl auch die Präsenz der MitarbeiterInnen, deren emotionales Engagement und die kreative Alltagsgestaltung. Wir hatten gefühlt sogar eher weniger Kriseninterventionen als sonst. Mir wäre es wichtig, dass die Leistung, die gerade in der gesamten Kinder- und Jugendhilfe und im Kinderschutzsystem erbracht wird, auch die adäquate fachpolitische Beachtung findet.
Bei mir hat die ganze Krise zu einem Nachdenken über Dankbarkeit und Wertschätzung geführt. Ich habe mich sehr gefreut und war gerührt, als ich den Applaus für die Pflegekräfte gehört habe und fand es fast ein wenig schade, dass viele diesen für mich rasch auch wieder entwertet haben, indem der fast automatische Reflex nach höherer Bezahlung kam. Der Ruf nach besserer Vergütung ist vor dem Hintergrund verständlich und zeigt, dass viele offenbar schon viel zu lange zu wenig Wertschätzung erfahren haben.
Für die „systemrelevanten Coronahelden“ (auch im Kinderschutz!) hätte ich mir gewünscht, dass alle den Applaus erstmals hätten richtig geniessen können, dass alle erstmal dankbar für die Dankbarkeit sind. Die Freude darüber kam mir etwas zu kurz. Vielleicht ist die Freude an der «Gabe», also anderen hilfsbedürftigen Menschen durch sein emotionales Engagement auf Augenhöhe und einer authentischen Begegnung helfen zu können, etwas, was unsere Gesellschaft so dringend braucht und immer weniger wertschätzt, da diese Beziehungsarbeit und Hingabe für andere als unprofessionell und unproduktiv gilt (Maio, 2010).
Vielleicht sind aber ausreichend gute Arbeitsbedingungen mit dem Schutz vor Überlastung und eine gewisse grundlegende gesellschaftliche Anerkennung für dieses Engagement eine Voraussetzung dafür, selbst dankbar und stolz auf diese Art der Arbeit sein und Freude bei dieser Arbeit empfinden zu können. Ein Mindestmass an Wertschätzung, Freude und Sinnhaftigkeit in seiner Arbeit selbst spüren zu können, ist vielleicht die Voraussetzung dafür, die Dankbarkeit von Anderen, den Betroffenen selbst und von den Menschen auf den Balkonen überhaupt auf einer tieferen Ebene annehmen zu können.
Eine Hoffnung von mir ist, dass die Beziehungs- und Kinderschutzarbeit durch diese Krise nachhaltig eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung und Anerkennung erfährt. Ich glaube schon, dass sich da etwas ändert, auch wenn es nicht einfach wird, diesen Effekt zu konservieren.
PS: Ich hoffe, dies auch durch unsere Corona-Befragung dokumentieren zu können und die Fachpolitik zu unterstützen.
https://www.weaskyou.ch/#corona
Corona und Leitungsverantwortung
von Marc Schmid
Ich spüre in der Leitungsverantwortung manchmal auch Angst, im Alltag für meine MitarbeiterInnen etwas zu übersehen oder eine institutionsinterne Vorgabe nicht gut genug umzusetzen.
Der Gedanke, durch vermeintliche Fehler oder Nachlässigkeiten MitarbeiterInnen zu gefährden, kommt schon immer wieder – wahrlich kein schöner Gedanke. Einerseits habe ich dadurch den Impuls, viele Vorgaben und möglichst sehr detaillierte, zusätzliche Sicherheitsmassnahmen zu kommunizieren, um meine Angst vor Fehlern zu reduzieren, andererseits weiss ich, dass bereits diese Vorgaben die MitarbeiterInnen im Alltag erheblich belasten. So habe ich die Wahl zwischen Pest und Corona – und muss einen Weg finden, die Angst vor Überlastung der MitarbeiterInnen und die Angst, dass Fehler zu Ansteckungen führen können, in Einklang zu bringen und mich dabei immer wieder zu positionieren. Aufklärung und Appelle an die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden bringen hier nur kurzfristig Entlastung, weil sie die Verantwortung von mir und der Institution ja nicht einfach dadurch auflösen, dass ich MitarbeiterInnen über potentielle Fallstricke und Gefahren informiert habe, zumal ich von mir selbst ja schon erwarte, dass die MitarbeiterInnen meine Sorge und Präsenz spüren und eine Repräsentation von vernünftigem Verhalten aufbauen. Welche Schutzkonzepte muss ich umsetzen, inwiefern und wie intensiv muss ich die Einhaltung überwachen, wie sehe und versorge ich die zusätzliche Belastung ausreichend? Dieses momentane über sich Hinauswachsen und die sich nun doch schon über einige Wochen hinziehende und weiter andauernde Mehrbelastung - all das, was gerade zusätzlich geleistet wird - muss ausreichend beachtet, kompensiert und von der Leitung, den Trägerschaften und der Gesellschaft gesehen, wertgeschätzt und emotional versorgt werden, sonst wird uns das wieder einholen.
Natürlich komme ich auch nicht umhin, mir um Geld und die Zukunft Sorgen zu machen. Viele Trägerschaften der Jugendhilfe und kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken haben wirtschaftliche Ausfälle und Mehrkosten zu tragen, und es ist zumindest mir noch nicht ganz klar, wie diese wieder kompensiert werden. Gerade die aktuelle Krise zeigt an vielen Stellen auch gnadenlos auf, dass es in den sozialpädagogischen, kinder- und jugendpsychiatrischen und schulischen Institutionen, auch einen dringenden Investitionsbedarf, z.B. in den Bereichen der IT-Infrastruktur und der Verfügbarkeit von mobilen Endgeräten gibt.
Leider ist aber zu erwarten, dass das Geld in den nächsten Jahren für den öffentlichen Sektor sowie in der Jugendhilfe eher noch knapper werden wird, da Gemeinden und Kantone auf Grund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie Steuerausfälle und Mehrkosten zu verkraften haben. Deshalb ist sehr zu hoffen, dass sich die Kantone auch bei den nächsten Verhandlungen über die Tagessätze an das Klatschen von den Balkonen und die Systemrelevanz unserer Arbeit erinnern.
Es ist nichts so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist.
von Daniel Schelling
Es ist nichts so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist.
Diesen Satz kann ich mitten in der Corona-Krise mit voller Überzeugung unterschreiben. Ich erlebe die Kinder und Jugendlichen entspannter, freier, fröhlicher. Ich erlebe sie krisenerprobter als manch ein „gesunder“ Mensch, dessen Leben scheinbar in geordneten Bahnen läuft und mit dem aktuellen Kontrollverlust nun sehr zu kämpfen hat.
Auf der Bindungsebene sehe ich die Krise als grosse Chance – und sie wird genutzt! Ist doch plötzlich mehr Zeit (oder weniger Ablenkung ;-) da um neue und hoffentlich korrigierende Bindungserfahrungen zu machen. Mehr Zeit und zum Spielen, Lachen, Streiten, Kämpfen, …
Beeindruckt und gefreut hat mich der Umstand, dass alle Mitarbeiter*innen bereit waren und sind, sich in dieser besonderen Situation besonders einzugeben. Respekt vor dem Virus ist da, Angst sehe ich keine.
Auch ich als Leiter habe plötzlich viele mehr Zeit und ich geniesse die ausgedehnten Kontakte zu den Kindern, Jugendlichen und Mitarbeiter*innen sehr.
Information für Lehrpersonen zum traumasensiblen Umgang mit Stressbelastungen bei Schüler*innen aufgrund der Corona-Pandemie
von Eva-Maria Hoffart; Gerald Möhrlein; Dr. Matthias Schirmer
Fachverband Traumapädagogik
Netzwerk für psychosoziale Fachkräfte e.V.
Liebe LehrerInnen,
wir befinden uns in einer herausfordernden Zeit. Weltweit ist die Menschheit von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen, manche Mediensprechen von einem weltweiten Corona-Trauma. Wir alle haben keine schlussendliche Sicherheit über das,was bereits passiert ist und vor allem das, was noch passieren wird. Unsicherheit und die dadurch empfundene Hilflosigkeit sind ausschlaggebende Faktoren für ein persönliches Stresserleben.
In den letzten Wochen fand der Unterricht mit Ihren SchülerInnenin räumlicher Distanz statt. Nun hatin vielen Bundesländern die schrittweise Öffnung der Schulen für den Präsenzunterrichtbegonnen. Eltern, Lehrer und SchülerInnenwissen nicht genau was auf sie zukommt und ob der Unterricht und das Aufeinandertreffen von mehr Menschen die Infektionsrate wieder steigen lässt. Das persönliche Risiko steigt auf jeden Fall. Mit Blick auf die SchülerInnenlassen sich verschiedene Gruppen einteilen: ....
Ganzer Text unter folgendem Link:
Link Informationen für Lehrerpersonen
Zimmer voller Geborgenheit
von Vera Erni
"Zum Leben braucht man ein Zimmer voller Geborgenheit.....
"Zum Leben braucht man ein Zimmer voller Geborgenheit,
ein Fenster mit Blick auf das Jetzt und Hier,
ein Bett voller Wärme,
einen Stuhl für Ruhe,
ein Kopf mit schönen Erinnerungen
und
ein Herz voller Liebe."
von Unbekannt
Keine Menschenansammlungen mehr über fünf Personen, keine Morgenrunde mehr möglich dafür der persönliche Besuch im eigenen Zimmer. Ein Willkommen heissen in den Tag, sehr geschätzt von den Frauen. Es gibt Halt, Struktur und Sicherheit, nachdem die vertraute Tagesstruktur weggefallen ist.
Kein Themenabend mehr möglich dafür Eins zu Eins Tee/Kaffeezeiten mit kreativen Elementen. Wir bieten dadurch Nähe an, erzwingen aber keine Begegnungen mehr wie bei den obligatorischen Zusammentreffen der ganzen Gruppe.
Durch die neu gewonnene Freiheit, selbst Begegnungen zu planen mit uns, sind die Frauen in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt und suchen unseren Kontakt mehr denn je.
Der ruhige Stuhl, der Blick aus dem Fenster, das Gespräch über freie Themen wird sehr geschätzt.
Wir haben von Beginn an auf Beziehung gesetzt und die Frauen mit ihren Traumata nehmen das Angebot an. Sie sagen: Wir würden sonst vereinsamen.
Wir finden Formen der Beziehung trotz social distancing.
geschrieben von
Vera Erni
Diplom Sozialpädagogin
Mutter&Kind Institution
Plattform für psychische Gesundheit rund um das neue Coronavirus
von dure schnufe
"Dureschnufe, gewusst wie. Finde [auf der folgenden Seite] viele Tipps und Angebote, um deine psychische Gesundheit zu pflegen."
Wir stehen als Gesellschaft vor einer Situation, die wir nie üben konnten. Wir bewegen uns auf Neuland und das macht uns unsicher. Es ist normal, dass wir darauf mit Ängsten und Sorgen reagieren. Der Verlust von Kontrolle über unseren Alltag kann uns aus dem Gleichgewicht bringen. Lasst uns unsere Gesundheit, auch unsere psychische Gesundheit pflegen!" (Intro der Seite)
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